Das richtige Stickvlies zum Sticken mit der Stickmaschine

Das richtige Stickvlies zum Sticken mit der Stickmaschine

Für eine gelungene Stickerei

Auch beim Sticken mit der Stickmaschine gibt es viele Faktoren, die zu einem schönen Stickergebnis beitragen. Anhand vier Tipps erklären wir Ihnen, wie Sie ein geeignetes Stickvlies für Ihr Stickprojekt finden.

Grundwissen Stickvlies

Warum wird beim Sticken mit der Stickmaschine ein Stickvlies benötigt?

Beim Sticken zählt das Stickvlies zu den wichtigsten Verbrauchsmaterialien. Es kommt bei jedem Stickvorgang zum Einsatz und wird in der Regel unter dem Stoff angebracht, welcher bestickt werden soll. Es werden dann beide Materialien zusammen bestickt (Stoff und Stickvlies).

Das Stickvlies bietet eine wichtige stabilisierende Funktion, damit sich der Stoff beim Sticken nicht verzieht und somit sauber und gleichmäßig bestickt werden kann.

Stickvlies und Stoff können entweder zusammen in den Stickrahmen eingespannt werden oder auch nur das Vlies einzeln und der Stoff kann anders drauf fixiert werden. Dies kann erforderlich sein, wenn der Stoff sehr empfindlich ist und sonst Druckstellen am zu bestickenden Stoff entstehen würden.

Inhalt aus dem Blogbeitrag von Katharina auf dem BERNINA Blog.

Tipp 1

Tipp 1

Auf Qualität achten

Stickvliese gibt es in verschiedenen Stärken und Farben. Wichtig ist, auf eine gute Qualität zu achten. 

Ein qualitativ hochwertiges Stickvlies erkennt man an einer gleichmäßigen Struktur. Halten Sie das Stickvlies gegen das Licht. Erkennen Sie Unregelmäßigkeiten? Das wird auch zu Unregelmäßigkeiten im Stickbild führen. Außerdem sollte es in alle Richtungen gleich stark sein. Das heißt beispielsweise bei einem Vlies zum Abreissen, dass es in alle Richtungen gerissen werden kann. Dann spielt es auch keine Rolle, in welche Richtung das Vlies eingespannt ist, es wird sich in keine Richtung ausdehnen.

Tipp 2

Art des Stickens passend zum Projekt wählen

Reissen, schneiden, bügeln, kleben... die Auswahl ist vielfältig! Am einfachsten ist es, wenn Sie sich an folgende Grundregeln halten:

  • Der Stoff bestimmt die Art des Stickvlieses
  • Das Stickmuster bestimmt die Anzahl der Lagen
Wir unterscheiden folgende drei Grundarten von Vlies: Schneidvlies, Reissvlies und wasserlösliches Vlies. Darüber hinaus gibt es noch spezielle Stickvliese, wie bügelbare Vliese, selbstklebende Vliese und einiges mehr.

Nachfolgend geben wir Ihnen einen kleinen Überblick. 

Schneidvlies

Schneidvlies

Das Schneidvlies kann für jeden Stoff verwendet werden, ist aber besonders geeignet beim Sticken auf Strickwaren und dehnbaren Stoffen wie Jersey. Je dehnbarer der Stoff, desto stabiler muss das Stickvlies sein. Ein Schneidvlies hält die Stiche am Platz und vermeidet ein Verziehen der Stickerei. Es ist sehr stabil und garantiert daher beste Stichqualität, auch bei hoher Stichdichte wie zum Beispiel bei Applikationen. 
 
Ein Vlies, welches man nach dem Sticken zurückschneidet, gehört auf jeden Fall in die Grundausstattung. Nach dem Sticken wird das Vlies um das Stickmuster herum weggeschnitten. Dabei achtet man darauf, weder in den Stoff noch in das Stickdesign zu schneiden.

Reissvlies

Reissvlies

Reissvlies ist ideal für Webstoffe, die sich nicht ausdehnen und nicht so viel Halt benötigen. Ausserdem kann man dieses Vlies verwenden, wenn die Rückseite des Stoffes auch zu sehen ist, wie z.B. bei Handtüchern, Geschirrtüchern, Schals usw. Nach dem Stickprozess wird das Stickvlies entfernt, indem Sie mit einer Hand den Stoff festhalten und das Stickvlies mit der anderen vorsichtig wegreissen. Falls mehrere Lagen verwendet wurden, eine Lage nach der anderen entfernen. Es bleiben kaum Rückstände und diese lösen sich bei jeder Wäsche mehr auf. 

Wasserlösliches Stickvlies

Wasserlösliches Stickvlies

Wasserlösliche Stickvliese lösen sich in Wasser vollständig auf. Der Vorteil ist, dass keine Vliesrückstände mehr zu sehen sind. Diese Vliesart gibt es als Vlies und als Folie.
Für Stoffe wie Organza oder Tüll eignet sich ein wegwaschbares Vlies sehr gut. Auch sogenannte freistehende Motive (Freestanding Lace) werden mit dieser Art Vlies gestickt und benötigen gar keinen Stoff.
 
Tipp: Schneiden Sie zuerst das überstehende Vlies weg und legen Sie das Projekt in ein Gefäss mit lauwarmem Wasser. Danach trocknen lassen und den Vorgang wiederholen, falls der Stoff noch zu steif ist. Bei freistehenden Stickmotiven (Freestanding Lace) möchte man bewusst die Festigkeit bewahren. Für Stoffe, die nicht vollständig nass werden dürfen, ist ein handelsüblicher Wassersprüher eine sehr gute Hilfe. 

Wasserlösliche Stickvliese werden auch bei allen flauschigen, hochflorigen oder Stoffen mit viel Struktur (Frottee, Fleece, grober Strick, usw.) eingesetzt. Das Stickvlies wird zusätzlich zum unten verwendeten Vlies auf dem Stoff verwendet, also ein sogenanntes Topping. Dadurch sinken die Stiche nicht ein und bleiben glatt und gleichmässig auf dem Stoff.  

Klebbares Stickvlies

Klebbares Stickvlies

Das Klebevlies ist für alles geeignet, was nicht eingespannt werden kann. So können Sie zum Beispiel Taschen oder Teile von Kleidungsstücken einfacher besticken. Klebevliese haben eine Papierseite und werden ohne Stoff in den Rahmen eingespannt. Dann wird die Papierseite vorsichtig eingeritzt und das Papier abgezogen. Auf die klebende Fläche wird nun der Stoff aufgelegt und angedrückt. Nach dem Sticken wird, je nach Art, das überschüssige Vlies abgerissen, weggeschnitten oder sogar ausgewaschen.

Hinweis: Beim Verwenden von Klebevlies kann es zu Kleberückständen an der Nadel und dementsprechend im Greiferbereich kommen.

Tipp zum Klebevlies

Ein Heftstich um das Stickmuster gibt noch etwas mehr Stabilität.
 

Aufbügelbares Stickvlies

Aufbügelbares Stickvlies

Wie der Name schon sagt, werden diese Vliese direkt unter den Stoff aufgebügelt. Durch das Aufbügeln wird der Stoff fixiert und kann rutschsicher bestickt werden, zum Beispiel mit Applikationen. Da dieses Vlies nur eine leichte Klebeschicht enthält, kann es nach dem Sticken ganz einfach entfernt werden.

Das aufbügelbare Stickvlies eignet sich besonders gut für dehnbare Stoffe und Maschenware. 

Bitte beachten Sie die Verarbeitungshinweise des Herstellers. 

Tipp 3

Tipp 3

Stickvlies richtig einspannen

Benutzen Sie zum Einspannen des Vlieses in den Stickrahmen am besten eine glatte Fläche, z. B. einen Tisch. Das Stickvlies sollte immer etwas größer sein als die Rahmengröße. Achten Sie beim Einspannen, dass alles faltenfrei ist. Das Vlies (und der Stoff) müssen stabil, „trommelfest“, verzugsfrei eingespannt sein. 

Das genaue Vorgehen und weitere Tipps zeigen wir Ihnen in unserem Video. 

Tipp zum Stickvlies in den Rahmen einspannen

Sie sollten den inneren Stickrahmen 2-3 mm tiefer als den Außenrahmen herunterdrücken, damit er durch die Bewegung beim Sticken keinesfalls herausrutschen kann und der Außenrahmen auf dem Freiarm keine unschönen «Schleifspuren» hinterlässt.
 

Was, wenn man das zu bestickende Projekt nicht einspannen kann?

Was, wenn man das zu bestickende Projekt nicht einspannen kann?

Aufgrund der Position oder des verwendeten Materials kann es sein, dass das gemeinsame Einspannen von Vlies und Material nicht möglich oder sinnvoll ist (z.B. Kunstleder, konfektionierte Ware). Dann kommt ein Klebevlies zum Einsatz. Nur das Vlies wird "trommelfest" eingespannt und das Stickgut darauf geklebt. 

Wenn es das Material erlaubt, empfiehlt es sich, dieses mit Hilfe der Heftfunktion oder Stecknadeln auf dem Vlies zu fixieren. 

Hinweis: Achten Sie darauf, dass die Stecknadeln nicht im Weg sind.

Falls Sie eine Kappe besticken möchten, bietet BERNINA den praktischen Hoop ‘N'-Buddyz-Stickrahmen an.

Tipp 4

Tipp 4

Stickprobe machen

Um ganz sicher zu gehen, dass das Stickmuster gut gelingt, empfehlen wir, einen Probestick auf einem Stück des Originalstoffs oder ähnlichem Stoff durchzuführen. Ganz besonders, wenn es ein Stickmuster ist, das Sie vorher noch nie gestickt haben oder wissen, für welche Stoffart dieses erstellt wurde.

Hinweis: Nicht jedes Stickmuster ist für jede Stoffart geeignet.

Zusammenfassung

Für die Wahl des Stickvlieses gibt es nicht nur einen Weg. Das Angebot an Stickvliesen ist sehr gross und wird ständig erweitert. Ebenso nimmt die Vielfalt der bestickbaren Materialien zu. Faktoren wie die eigene Arbeitsweise, die gewünschte Haptik und der Verwendungszweck des bestickten Produktes haben ebenfalls einen großen Einfluss. Und…. Jedes Material ist anders! :)

Welches Vlies für welchen Zweck – Übersichtstabelle

Stickvlies Einsatzbereich Stoff / Anwendung
Schneidvlies Muss: Dehnbare Stoffe
Kann: Nicht dehnbare Stoffe
Jersey, Sweat, Strick, dehnbarer Fleece, Applikationen mit hoher Stichdicht
Reissvlies Nicht dehnbare Stoffe Jeans, Baumwolle, Leinen, Filz, Wolle, Seide, Applikationen mit geringer Stichzahl
Wasserlösliches Stickvlies Stoffe, die waschbar sind
Projekte, bei denen kein Stickvlies-
Rückstand zu sehen sein sollte
Organza, Tüll, Chiffon, Freistehende Stickmuster
Als zusätzliches Topping bei Stoffen mit Struktur oder grober Oberfläche wie Frottee, Fleece, Plüsch etc.
Klebbares Stickvlies Stoffe oder Projekte, die nicht
eingespannt werden können
Leder, Kunstleder, Kork, Samt, Velours, Neopren, Fell, Cord, Kragenecken, Taschen, Manschetten
Aufbügelbares Stickvlies Dehnbare Stoffe und Maschenware Applikationen

 

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